Yvonne Schudel

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Meine Vision: Ich träume von einer Welt, in der Frauen selbstbestimmt & sexuell erfüllt leben

Photography / Philipp Böhlen

Über Jahrhunderte hat man uns Frauen klar machen wollen, dass es unsere wichtigste Aufgabe sei, für alles und jeden ein offenes Ohr und Herz zu haben. Man brachte uns bei, dass es die ehrenvollste Aufgabe einer Frau sei, sich für andere aufzuopfern und nannte das “Liebe”. Man lehrte uns dankbar und angepasst zu sein. Man erinnert uns immer wieder eindringlich daran, dass unsere sexuelle Lust gefährlich und unser Genital schmutzig und sündhaft sei. Man nahm uns unsere Selbstbestimmung und rechtfertigte es damit, dass das zu unserem Schutz sei.

Doch obwohl heute die meisten Frauen sagen würden, dass diese Zeiten längst vorbei sind, leben die allermeisten ihr Leben noch immer aus diesen Überlegungen heraus. Denn die Glaubenssätze, die ein Leben der Selbstaufopferung und Selbstablehnung aufrecht erhalten, werden mit leicht geänderten Vorzeichen von einer Generation an die nächste weitergegeben.

Für mich ist die Zeit mehr als reif für ein radikales Umdenken im Bezug auf die Sexualität und Selbstbestimmung von uns Frauen.


Ich träume davon, dass Frauen selbst bestimmen, wer sie sein wollen

Ich träume von einer Welt, in der Frauen sich wieder daran erinnern, wer sie waren bevor die Welt ihnen gesagt hat, wer sie zu sein hätten. Damit sie mutig die gesellschaftlich vordefinierten und viel zu engen Rollenerwartungen abschütteln und ihre eigenen Rollen definieren können. 

Ich träume von einer Welt, in der Frauen sich nicht mehr über ihre Aufopferungsbereitschaft definieren, die so grauenhaft als Liebe definiert wird, sondern sich aus Liebe zu sich selbst und anderen Grenzen, Bedürfnisse und Ressourcen erlauben können. 

Ich träume von einer Welt, in der Frauen aus dem Hamsterrad des MÜSSENS ausgestiegen sind und sich nicht mehr fragen: “Was wird von mir erwartet?” oder “Wie ist es richtig?”. Sondern wo Frauen ihren Fokus auf Fragen legen wie: “Was würde mir gut tun?”, “Wie kann ich noch mehr aufblühen?”, “Was brauche ich um in meiner Kraft zu sein?”

Ich träume davon, dass Frauen sexuell erfüllt sind 

Ich träume von einer Welt, in der Frauen ihre Sexualität zuallererst als ein Geschenk an sich selbst sehen und erleben dürfen und nicht als etwas, das sie jemand anderem schenken oder womit sie andere Menschen zufriedenstellen müssen. Unsere Sexualität ist unser energetisches Zentrum. Wenn wir also unsere Sexualität - die so viel mehr ist als Sex haben - nicht für uns entdecken, einsetzen und geniessen lernen, verpassen wir eine der grössten Kräfte, die uns das Leben zur Verfügung gestellt hat.

Ich träume von einer Welt, in der Frauen ihr eigenes Geschlechtsteil nicht mehr ablehnen, verstecken oder gar operieren lassen, weil sie es als ungenügend, eklig und so schambehaftet erleben. KEINE Vulva oder Vagina ist falsch. Jede ist einzigartig und die Vielfalt an Vulven so gross, wie die Vielfalt an Menschen. Und so wünsche ich mir auch, dass Vulva-Stolz so weit verbreitet wird wie Penis-Stolz, denn es gibt keinen Grund dazu, nicht stolz auf unsere Vulven zu sein. 

Ich träume von einer Welt, in der Frauen nicht einfach wollen, was er will, sondern sich eigene sexuelle Wünsche und Fantasien erlauben. Es ist okay mehr zu wollen. So viele Frauen geben sich jedoch damit zufrieden, dass er zufrieden (gestellt) ist. Dadurch werden beide beraubt. Denn Sex haben ist mehr als Penetration. Gemeinsamer Sex ist die Einladung einander und sich selbst zu begegnen. In genitaler und emotionaler Hinsicht. Es ist die Einladung, gemeinsam Erregung spüren und geniessen zu können und sich der Lust ohne Beurteilung und Verurteilung hingeben zu dürfen. 


Ich träume davon, dass man die Namen von Frauen kennt 

Ich träume von einer Welt, in der Frauen nicht mehr entscheiden müssen, zwischen Karriere und Familie. Sondern wo es normal ist, dass Frauen sich in alle Bereiche des Lebens einbringen. Dasselbe sollte auch für Männer normal werden. Denn es ist nicht nur so, dass in den öffentlichen Bereichen ein Mangel an weiblicher Energie herrscht, sondern in den privaten Bereichen und Care-Bereichen auch ein Mangel an männlicher Energie. 

Ich träume von einer Welt, in der man IHREN Namen kennt. Wo Menschen ohne zu zögern, Namen von Frauen nennen können, die sich in allen nur möglichen Bereich der Gesellschaft eingesetzt und einen Namen gemacht haben. Wo Denkmäler nicht mehr nur für Kriegshelden erstellt werden, sondern für Mütter, Förderinnen, Ausbildnerinnen, Pflegerinnen - also für Akte von Menschlichkeit.

Ich träume von einer Welt, in der Frauen verstanden haben, dass es nicht nobel ist, ständig an sich selbst und an den eigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Ich wünsche mir, dass Frauen verstehen lernen, dass sie der Welt etwas vorenthalten, wenn sie sich stets anpassen, hinten anstellen und niemals anecken wollen. Denn damit halten sie sich selbst klein und enthalten der Welt so ihre Fähigkeiten, Ideen, Lösungen und Kraft vor. Doch die Welt braucht Frauen, die endlich sichtbar werden und mutig mitgestalten. 

Darum bin ich Sexologin und Women Empowerment Coach. Denn ich will mich mit allem was mir zur Verfügung steht laut und sichtbar dafür einsetzten, dass Frauen sich selbst bedingungslos annehmen lernen und ihre Sexualität als Quelle der Kraft und Lust entdecken können.  Damit sie aus dieser Kraft und diesem Vertrauen heraus den Mut aufbringen können, UNPERFEKT aufzutauchen, mitzureden und diese Welt mitzugestalten.


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